Ich frage zwei Mädchen nach ihren Erfahrungen in Warburg. Beide kommen aus Syrien. R., 17 Jahre alt, ist nunmehr seit dreieinhalb Jahren hier. A. ist 13 Jahre alt und lebt seit zwei Jahren in Warburg. Beide erzählen zunächst nur Positives. Auf Nachfragen gibt es aber auch ein ‚Aber‘ und einen Postboten, der Haltung gezeigt hat.

Sofort erzählt R. von ihrer Erfahrung in der Sekundarschule. „Als ich ankam, waren die Lehrer und Lehrerinnen sehr nett. Sie haben keinen Unterschied gemacht, ob ich deutsch bin oder nicht. Sie haben mir immer geholfen. Bei Problemen kann ich es immer meiner Klassenlehrerin sagen. Auch als Mädchen mit Kopftuch habe ich dort kein Problem. Eigentlich in der Stadt auch nicht. Nur manchmal gucken mich Leute komisch an.“

Auf meine beharrliche Nachfrage, R. können durchaus auch über negative Erfahrungen berichten, bleibt sie dabei. „Die Schule ist wirklich in Ordnung.“

Dann erzählt sie aber von einem Erlebnis in der Stadt. „Wir waren noch nicht lange in Warburg. Ich ging mit meiner jüngeren Schwester durch die Hauptstraße. Ein Postauto parkte um etwas auszuladen, so dass der Bürgersteig zu eng war. Uns kamen 2 ältere Menschen entgegen. Wir haben in Syrien gelernt, älteren Menschen immer Respekt entgegenzubringen. Deshalb haben wir gewartet, um sie zuerst am Auto vorbeizulassen.

Der Mann ging an uns vorbei, stieß meine Schwester an und schimpfte: ‚Was habt ihr hier zu suchen. Haut ab, geht dahin wo ihr herkommt!‘ Da hat der Postbote mit dem Mann geredet: ‚Was machen Sie da. Lassen Sie die Kinder in Ruhe!‘ Wir sind schnell nach Hause gelaufen. Meine Schwester hat geweint.“

A. sagt, dass auch sie die Sekundarschule so positiv erlebt wie R. Doch dann erzählt sie, wie sie von einigen Mitschülern angemacht wurde. „Sie haben gesagt: ‚Du hast ja gar kein Land. Du bist ja Kurdin, du hast gar keine Wurzeln.‘“

A. ergänzt traurig: „Ich habe sie gefragt, warum sie so reden. Dann bin ich weggegangen. Ich glaube, ein Mitschüler hatte türkische Wurzeln, der andere war deutsch. Auch einige andere Mitschüler sagen von mir, ich bin arrogant. Dabei verstehe ich doch noch nicht so gut deutsch. Meine Lehrerin hat das Thema schon oft angesprochen. Aber es kommt immer mal wieder vor!“