Unsere Schule ist bunt!
„Unsere Schule ist bunt – und das ist auch gut so!“ leitet die langjährige Schulleiterin der Sekundarschule Warburg/Borgentreich Claudia Güthoff das Gespräch ein. „Hier bei uns sind rund 40 Nationen vertreten. Ungefähr ein Drittel der Schülerinnen und Schüler haben einen Migrationshintergrund. Das bedeutet, mindestens ein Elternteil wurde nicht in Deutschland geboren.“
Die Frage, ob es in der Schule Probleme mit Rassismus gäbe, verneint Claudia Güthoff. „Streitereien haben eher andere Ursachen, z.B.: ‘Du bist doof, weil du nicht richtig Fußball spielen kannst!‘
Wir stellen aber immer wieder mal fest, dass Konflikte auftauchen, weil die unterschiedlichen Kulturen sich nicht unbedingt verstehen. Denn jede Kultur – auch die deutsche – hat ihre eigenen Codes in Sprache, Mimik, Tonfall. So kommt es manchmal zu Missverständnissen untereinander.
Das gilt übrigens auch für uns Lehrerinnen und Lehrer. Auch wir deuten Verhaltensweisen nicht immer richtig, meinen, einen Konflikt zu erkennen, wo gar keiner ist. Ein anderes Beispiel: Für uns ist es eine relativ neue Erfahrung, dass Mädchen, wenn sie sich hilflos fühlen, zuschlagen. In unserer Vorstellung machen das ja eigentlich ja nur Jungs!“
Auf die Frage, wie die Schule mit diesen Herausforderungen umgeht, zählt die Schulleiterin sofort einige Punkte auf:
„Es gibt bei uns schon seit langem jede Woche in jeder Klasse eine Klassenratsstunde. Dort werden die kleinen und größeren Konflikte gemeinsam besprochen und nach Lösungen gesucht. Diese Stunde ist strukturell fest im Lehrplan integriert.
In unseren beiden Schulstandorten gibt es eine IV-Klasse (internationale Vorbereitungsklasse). Hier erhalten neu zugezogene, geflüchtete Kinder eine gezielte Sprachförderung.
Um unsere Kompetenz im interkulturellen Verständnis zu vergrößern, wird demnächst eine Lehrerfortbildung mit einer externen Beraterin stattfinden.
Wenn es bei den Lernentwicklungsgesprächen mit Eltern und Kindern Verständigungs-schwierigkeiten mit den Eltern gibt, greifen wir auf den Sprachlotsenpool des Kreises Höxter zurück. Wenn das nicht geht, versuchen wir anderweitig Dolmetscher zu finden.
Zusammen mit der Zweiten Heimat e.V. und dem Jugenddorf Petrus Damian haben wir das Projekt „Interkulturelle Verständigung und Kooperationstraining“ geplant. Kinder und Jugendlichen mit Fluchterfahrungen sollen einen Rahmen bekommen, in dem ihre Werte und Lebenserfahrungen akzeptiert sind. Das Konzepte ist fertig, das Geld vom Kreis Höxter bewilligt, aber wegen Corona konnten noch nichts umgesetzt werden.
Besonders um die Eltern von geflüchteten Kindern anzusprechen und die Hemmschwelle vor der Schule zu senken, haben wir ein Elterncafé geplant, das vierteljährlich stattfinden soll.
Mit den zehnten Klassen fahren wir seit Jahren regelmäßig drei Tage in die Jugendbegegnungsstätte des Konzentrationslagers Buchenwald. Unter der pädagogischen Begleitung von Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte, erfolgt eine fundierte Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Damit soll der Blick geschärft werden, wodurch unsere Demokratie heute gefährdet werden kann.
Ganz wichtig ist, dass wir in multiprofessionelle Teams Hand in Hand arbeiten: Lehrkräfte, Schulsozialarbeiterinnen, Fachkräfte für MPT bis hin zum Hausmeister. Wir sind sehr froh, dass die Stadt uns schon vor längerem Stellen für die Schulsozialarbeit bewilligt hat. Außerdem sind auch die Kinder und Jugendlichen an unserer Schule über das BuddY-Projekt eingebunden, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler als Streitschlichter, Pausenaufsicht, Mensadienst oder im Sanitätsdienst füreinander einsetzen.“
Doch Claudia Güthoff macht ganz deutlich, dass für sie nicht die Probleme ihrer „bunten Schule“ im Vordergrund stehen. Das Gegenteil ist der Fall, sie sieht genau darin Chancen für die Kinder. „Wir unterrichten Kinder und keine Fächer. Hier lernen die Kinder praktische Lösungsansätze für das Leben, denn auch unsere Gesellschaft ist bunt!“
Auf die Schlussfrage, was Claudia Güthoff sich wünscht, antwortet sie prompt: „Dass unsere Arbeit wahrgenommen wird!“
Dann eilt sie zum nächsten Termin. Die Sekundarschule möchte nämlich „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ werden. Es geht der Schulleiterin dabei aber nicht nur um den Titel. Damit das Ganze mit Leben gefüllt wird, trifft sich der Initiativkreis, damit das Projekt von vielen Schultern getragen werden kann.
Eine Antwort
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