Die eigenen Ziele nicht aus den Augen verlieren
Hallo, mein Name ist Sana Assadullah und ich bin 18 Jahre alt. Gegen Ende 2019 bin ich mit meinen drei jüngeren Geschwistern und meiner Mutter aus Afghanistan geflohen und nach Deutschland gekommen.
Der Weg hierher und auch die letzte Zeit in Afghanistan waren schwierig, weshalb meine Familie und ich sehr froh sind, nun in Sicherheit zu sein. Wir freuen uns mehr Möglichkeiten zu haben und meine Geschwister und ich sind glücklich die Schule besuchen zu können.
Anfangs habe ich allerdings eine Schule in Warburg – das Gymnasium Marianum – besucht, auf der ich von Lehrern und Schülern Rassismus erfahren musste. Diese Zeit war für mich sehr prägend, da ich mich anfangs sehr auf die deutsche Schule gefreut habe. Ohne anfängliche Deutschkenntnisse habe ich versucht dem Unterricht zu folgen. Währenddessen habe ich im DAZ-Unterricht und privat die deutsche Sprache gelernt.
Obwohl ich mich stark bemüht habe am Unterricht teilzunehmen und die Hausaufgaben zu machen, haben die Lehrer mich und andere ausländische Schüler kaum beachtet. Sie haben uns weniger Aufmerksamkeit geschenkt als den deutschen Schülern und von uns dasselbe schulische Niveau erwartet.
Durch die Coronapandemie wurde uns das Lernen zusätzlich erschwert, da wir wegen fehlender Erklärungen und fehlendem Unterrichtsmaterial Probleme hatten den Unterricht zu verstehen. Teilweise wurden uns keine Unterrichtsmaterialien gesendet, da die Lehrer meinten die Aufgaben seien sowieso zu schwer für uns. Sie haben uns auch keine einfacheren Aufgaben gegeben, sodass wir oft im Unterricht saßen und nicht folgen konnten.
Zu dieser Zeit ging es mir sehr schlecht, da mich die Situation in der Schule stark belastet hat. Zudem musste ich mich als älteste Tochter allein um unser Asyl und andere familiäre Angelegenheiten kümmern, da meine Mutter Analphabetin ist und weder deutsch noch englisch spricht. Besonders traurig war ich in dieser Schule, weil ich so schnell wie möglich meinen Abschluss bekommen wollte, um später studieren zu können.
Durch die ungerechte Behandlung der Lehrer und dem unfreundlichen Kontakt der Mitschüler mussten wir ausländische Schüler die 8. Klasse wiederholen. Durch meinen Ehrgeiz habe ich mich jedoch nicht entmutigen lassen und habe mithilfe der „Zweiten Heimat“ nach über einem Jahr die Schule wechseln können. Jetzt gehe zum Johann-Conrad-Schlaun-Berufskolleg in Warburg, wo ich meinen Hauptschulabschluss mache.
Anfangs war ich skeptisch wegen meiner negativen Erfahrung in der ersten Schule, aber ich wurde auf dem Berufskolleg sehr gut aufgenommen und werde gut von den Lehrern unterstützt. Meine Noten sind besser geworden und ich habe viel Motivation meine großen Ziele zu erreichen. Deshalb empfehle ich jedem der Rassismus erfährt, nicht aufzugeben und seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Ich wünsche mir, dass Menschen mehr Toleranz gegenüber Ausländern zeigen und nicht vergessen, dass jeder Mensch andere Schwierigkeiten zu bewältigen hat.
Sana Assadullah