Kennen Sie Henna-Tatoos?
Geschickt malt Aman mit der dünnen Spritztüte feine Linien und Punkte auf die Haut. Innerhalb von wenigen Minuten entsteht aus brauner Pflanzenpaste ein filigranes Muster auf Hand und Unterarm der jungen Frau. Zum Schluss wird es noch mit einer Mischung aus Zitronensaft und Zuckerwasser betupft, damit die Farbe gut in die Haut einzieht. Und dann heißt es warten….
Langweilig ist das aber nicht, denn alle schauen zu, welche Muster auf den Händen der anderen Frauen entstehen und bewundern Amans Kunstfertigkeit. Aman hat in ihrem Heimatland Indien eine professionelle Ausbildung in der Technik der Henna-Bemalung gemacht und freut sich, dass sie heute einen Teil ihrer Kultur zeigen und weitergeben kann.
Die Bemalung der Hände, teilweise auch der Füße und anderer Körperteile, mit Henna ist eine sehr alte orientalische Tradition und in vielen Ländern heute noch ein wichtiger Teil der Hochzeitskultur. Im Gegensatz zu einem unter die Haut gestochenen Tatoo geht die Anfertigung eines Henna-Tatoos schnell. Es ist schmerzlos und verschwindet nach einigen Tagen oder Wochen von ganz allein wieder. Deshalb ist es bei jungen Frauen auf der ganzen Welt auch ein beliebtes Modeaccessoire geworden.
Inzwischen tauschen sich die Frauen über die Henna-Traditionen in verschiedenen Ländern aus. Aman erzählt, dass in Indien Henna-Tatoos in verschiedenen Religionen eine Rolle spielen. Für die Braut gibt es spezielle Muster. Irgendwo darin ist der Name des künftigen Ehemannes versteckt und seine Aufgabe nach der Hochzeitszeremonie ist es ihn zu entdecken. So eine Hochzeitsbemalung nimmt viele Stunden in Anspruch. In anderen Kulturen ist auch das Färben der Handinnenflächen und der Finger- und Fußnägel mit Henna zu bestimmten Anlässen üblich. In Bosnien gibt es eine Region, in der christliche Frauen sich mit Henna religiöse Kreuz-Symbole auf die Hände malen. Neben Ritual und Schönheit hat das Henna manchmal auch eine Bedeutung als Heilmittel: Es soll bei Fußpilz helfen.
Endlich ist es so weit: Zum Schluss wird die trockene Paste vorsichtig entfernt. „Nicht abwaschen“, rät Aman, „und erst mal eincremen, dann hält es besser.“ Darunter kommt dann in leuchtendem Orange das Muster zum Vorschein.